4. Februar 2016

Bücherwahn

Carl Spitzweg, lesen, Bücher, Wahn, Wissensdurst, die Zeit, das alter, weisheiten, geschichten, paintings, malerei, bild, poetische Art

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Schwere, stickige Luft sickert aus den Regalen hervor
Millionen Worte und Buchstaben dämpfen das Licht
wie Staubkörner tanzen sie im schmalen Sonnenstrahl;
sie sind greifbar, ihr Flüstern dringt ins Ohr 
nur wer Bücher liebt, fühlt sich hier wohl -
die Stille ist voller Weisheiten, Geschichten, 
Biografien und Abenteuer
von Verstorbenen und Lebenden, 
die mit ihren Worten tausende Bücher füllten; 

Wie starke Magneten 
kleben die Augen an den Seiten, 
sie wandern durch die Zeilen,
während die Stunden vergehen
ohne dass man seinen Körper fühlt,
der Bücherwahn lässt einen nicht los;
Hunger stillen, Durst löschen 
mit Wörtern und Sätzen,
Sorgen und Nöte im Kopf 
müssen den Buchstaben weichen
sie lassen alles andere vergessen;
man wünscht sich zehn Augen statt zwei,
um noch mehr gleichzeitig lesen zu können -

Es ist ein Kampf gegen die Zeit
gegen ihre immer größer werdenden Schritte,
die den Körper gebrechlich machen, 
die Haare weiß färben
und die Augen schwächen -

Mit steifen Fingern hält der alte Mann die Bücher fest
die Zeit soll sie ihm noch nicht entreißen
er hat noch nicht alle gelesen;
die Bücher warten stumm 
und geduldig in den Regalen -
er möchte im unendlichen Meer 
der Geschichten versinken
das Wissen in sich hineinsaugen
immer weiterlesen, ohne aufzuhören,
bis er den Kampf gegen die Zeit 
endgültig verliert 
und der Wahn des Lesens 
seine Seele für immer verlässt.

© Ida
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