* * *
Der Morgen kriecht leise und unbemerkt ins Bett
kitzelt solange die Augen, bis man sie langsam öffnet
und sich vom strahlenden Morgenlicht umarmen lässt -
ein neuer Tag beginnt, frisch und unberührt
wie ein weißes Blatt;
was wird am Ende des Tages drauf stehen
wenn es von dem Tag vollgeschrieben
mit all den Gedanken, die man dachte,
mit Worten, die man sagte
mit Taten, die man vollbrachte
mit Trauer und Kummer, die man spürte,
mit Angst und Zweifel, die man erblickte
mit Träumen, zu denen man flüchtete
mit Sorgen und Problemen, die einen verfolgten
mit Hass und Widerstand, die einem begegneten
mit Liebe, nach der man die Hand ausstreckt,
aber nicht immer bekommt;
mit Enttäuschung, die man erlebt
mit Gier und Undankbarkeit,
die man vielerorts sieht
und nicht begreift
mit Ungerechtigkeit, die man erfährt,
mit Einsamkeit, die lähmt und erstickt
mit Erfolgslosigkeit, die den Sinn des Lebens raubt ...
Oder von allem das Gegenteil -
es könnte doch sein ...?
Es wird ein guter Tag oder nicht ganz
nehmen, was kommt, das Beste daraus machen
oder dagegen ankämpfen, bis zur Erschöpfung
loslassen oder jetzt erst recht -
all das hat auf dem leeren Blatt genügend Platz ...
Der Morgen kommt auf leisen Sohlen zu mir,
legt mir den neuen Tag in die Hände
es ist an mir, welche Gedanken ich denke,
welche Worte ich spreche - liebevoll oder böse;
schuld bin ich selbst, wenn der kostbare
neue Tag ohne Freude vergeht
und nichts als Kampf und Erschöpfung hinterlässt.
© Ida
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